Dort wie ein schwarzer Riese ruht der Rhein
Veranstaltung am 3. Juli 2025 im Domforum
Musik am Flügel: Aude St-Pierre mit 6 Stücken aus den 12 Valses Opus 2 von Maria Herz
Moderation von Dr. Eva Weissweiler
Meine Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
ich danke Ihnen herzlich, dass Sie heute Abend trotz sommerlicher Hitze gekommen sind, um am Schicksal von Olga Oppenheimer und Hilde Rubinstein teilzunehmen. Der Abend ist Teil einer größeren Reihe mit dem Titel „Dort, wie ein schwarzer Riese ruht der Rhein“ zur Erinnerung an jüdische Kulturschaffende im Rheinland, die wir vor zwei Monaten in Neuwied und Bendorf-Sayn begonnen haben, auf den Tag genau 80 Jahre nach Ende der Nazi-Tyrannei. Das vielleicht etwas kryptisch klingende Titel-Zitat stammt von Friedrich Wolf, einem jüdischen Arzt, Autor und Widerstandskämpfer aus Neuwied, den wir dort geehrt haben.
„Wir“: Das ist in diesem Fall der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, der von verschiedenen Institutionen großzügig unterstützt wird: Hier in Köln vom Landschaftsverband Rheinland, vom Katholischen Bildungswerk, von der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und, last not least, vom Frauengeschichtsverein, der es sich nicht nehmen ließ, gerade diesen Abend über zwei jüdische Kölnerinnen mitzutragen. Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Unterstützern und Unterstützerinnen bedanken, vor allem auch bei unserem Gastgeber, dem Domforum in Gestalt von Dr. Rainer Will, mit dem mich eine langjährige Zusammenarbeit verbindet.
Mein Name ist Eva Weissweiler. Ich bin eine Kölner Schriftstellerin, die seit langem über Leben und Werk jüdischer Frauen arbeitet. Ich stehe aber heute nicht in eigener Sache hier, sondern um Sie durch diesen Abend zu führen und Sie mit meinen Kolleginnen bekanntzumachen, Barbara Stewen und Angelika Hensgen, die es übernommen haben, aufwändige Recherchen zu Olga Oppenheimer und Hilde Rubinstein zu betreiben und Ihnen einen Teil davon zu präsentieren. Wir beginnen mit Barbara Stewen und Olga Oppenheimer.
Vortrag von Barbara Stewen über Olga Oppenheimer
Olga Oppenheimer, 1886 in Köln als erstes Kind einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie geboren, zeigte schon früh ausgeprägtes künstlerisches Talent, sodass die Eltern ihr ein eigenes Atelier einrichteten. Ihre Ausbildung erhielt sie an sog. Damen-Akademien, da Frauen der Besuch von Kunsthochschulen verwehrt war. Zurück in Köln, wurde sie zu einer Schlüsselfigur der Rheinischen Kunstszene, nicht nur mit einer Zeichen- und Malschule, die sie im neu erbauten Kölner Gereonshaus eröffnete, sondern auch mit Ausstellungen, die sie organisierte, sodass sich dort ein echtes Zentrum der Avantgarde bildete, der „Gereonsklub“. Es fanden Vorträge und Konzerte statt, Werkschauen von Franz Marc, August Macke und Paul Delaunay und zwei legendäre Wanderausstellungen des „Blauen Reiter“. Als eine von wenigen Frauen nahm sie mit eigenen Werken an der Kölner Sonderbund-Ausstellung teil, die im Mai 1912 in der Ausstellungshalle am Aachener Tor gezeigt wurde, mit Leihgaben aus dem In- und Ausland, darunter Bilder von Picasso, Kokoschka, Ernst Heckel, Paul Klee und Franz Marc.
Leben und Werk von Olga Oppenheimer sind nur lückenhaft dokumentiert, trotz erheblicher Bemühungen einiger Vertreterinnen der Frauengeschichtsforschung. Es gibt kein vollständiges Werkverzeichnis, geschweige denn einen Katalog oder eine Biographie. Ab und zu taucht ein Bild aus Privatbesitz auf wie z.B. ein Farbholzschnitt „Ernte“ aus dem Jahr 1907. Vieles scheint verschollen oder vernichtet zu sein, was auch für Briefe und Tagebücher gilt. Die Gründe dafür scheinen so tragisch wie komplex zu sein, wie Barbara Stewen in ihrem Referat deutlich machte. Sie hat dafür in verschiedenen Archiven recherchiert, u.a. im Archiv der LVR-Klinik Bonn, im LVR-Archiv Brauweiler, im Landesarchiv NRW, im Ordensarchiv der Franziskanerinnen von Waldbreitbach und in der Gedenkstätte Hadamar. Hier eine Zusammenfassung ihrer Ergebnisse:
Im Oktober 1913 heiratete Olga Oppenheimer den Kölner Zoo-Gastronomen Adolf Worringer, den Bruder einer ihrer besten Freundinnen, Emmy Worringer, mit der sie in München an der „Damen-Akademie“ studiert hatte. Es handelte sich um eine langjährige Bekanntschaft, denn im Zoo-Restaurant fanden viele Ausstellungen statt, die vom Gereons-Klub organisiert worden waren. 1914 und 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, wurden dem Paar zwei Söhne geboren, Robert und Ulrich. Adolf Worringer stand bis 1917 an der Front, war also selten zu Hause. Danach war er geschäftlich sehr eingespannt, um sein Restaurant am Leben zu halten. Der Kölner Zoo hatte während des Ersten Weltkriegs einen großen Teil seines Tierbestands und damit auch an Bedeutung und Attraktivität verloren, sodass schwere Existenzkrisen eingetreten sein müssen.
Es heißt, dass Olga Oppenheimer seit dieser Zeit nicht mehr gemalt habe, doch dafür gibt es keinen Beleg. Sicher ist nur, dass sie nicht mehr an Ausstellungen teilnahm und unter erheblichen psychischen Belastungen litt. Einer ihrer Brüder fiel kurz nach Kriegsbeginn, bald darauf bekam sie die Nachricht vom Tod ihrer Künstlerfreunde August Macke und Franz Marc. Im Februar 1918, also noch vor Kriegsende, wurde sie in ein psychiatrisches Krankenhaus zwangseingewiesen, die Hertz’sche Privatklinik in Bonn. Einweisender Arzt war ein Neurologe und Neurochirurg namens Dr. Walter Poppelreuter, der auf die Behandlung von hirnverletzten Soldaten spezialisiert war. Seine Diagnose hieß „Katatonie“, also Erstarrung, Verkrampfung, Verstummen, vielleicht auch Nahrungsverweigerung. Zu den Modalitäten der Zwangsanweisung in Preußen ist zu sagen, dass sie bis 1923 völlig undefiniert waren, sodass Angehörige, Ärzte oder Dritte gegen den Willen der PatientInnen agieren konnten. Was genau im Fall Olga Oppenheimer bzw. Worringer geschah und warum, ist den Papieren bisher nicht zu entnehmen. Von Schwangerschafts- oder Wochenbettdepression über manifeste Psychosen bis hin zu Ehestreit und Verzweiflung über den Krieg ist alles denkbar.
Die Klinik in Bonn, eine Gründung aus dem Jahr 1849, hatte den Ruf, familiär geführt zu sein und so gut wie keine Zwangsmaßnahmen anzuwenden. Olga Oppenheimer blieb dort bis Dezember 1918. Dann wurde sie, wiederum von Dr. Poppelreuter, in eine andere Anstalt eingewiesen, das Marienhaus in Waldbreitbach, das mit strenger Hand von franziskanischen Nonnen geführt wurde. Dort blieb sie volle 23 Jahre lang. Ihren Kindern verschwieg man den Aufenthalt. Sie erfuhren erst später davon und waren entsetzt. Ob sie dort malte, schrieb oder Besuch erhielt, ist nicht bekannt. Die Ordensschwestern behaupten bis heute, keine Aufzeichnungen über Einzelpatientinnen zu haben,[1] sondern nur über den Klinikalltag im Allgemeinen, der hauptsächlich aus Züchtigung und Isolierung bestand. Ein neuer Fund im Landeshauptarchiv Koblenz könnte jedoch weitere Aufschlüsse bringen.[2] Sobald die Recherchen abgeschlossen sind, werden wir sie auf unserer Website dokumentieren.
Das Zoo-Restaurant, das in den zwanziger Jahren noch einmal eine Blütezeit erlebte, sodass Worringer sein Imperium expandieren konnte, u.a. mit der Neueröffnung des Restaurants „Bastei“ am Rheinufer, soll nach der „Machtergreifung“ in eine Krise geraten sein. Gäste und Lieferanten sollen es gemieden haben, sogar von einer Kündigung der Pacht durch den Zoodirektor war die Rede. Der Grund: Adolf Worringers Ehe mit einer Jüdin. Im Herbst 1935 ließ er sich scheiden, angeblich auf behördlichen Druck.[3] Olga Oppenheimer hatte nun niemanden mehr, der zu ihr gehörte und das Recht hatte, Auskunft über ihr Befinden zu verlangen.
Am 11. Februar 1941 fuhren die berüchtigten „grauen Busse“ in Waldbreitbach vor, die Patientinnen jüdischer Herkunft aus verschiedenen Anstalten im Rheinland mit Zwischenstation in Andernach in die Tötungsanstalt Hadamar deportierten, darunter auch Olga Oppenheimer. Sie starb nicht, wie immer noch vielfach zu lesen ist, im noch im Aufbau befindlichen Lager Majdanek,[4] sondern in Hadamar, kaum 60 Kilometer von Waldbreitbach entfernt, wo man sie vergaste und verbrannte. Ihr einweisender Arzt, Walter Poppelreuter, war zwei Jahre zuvor den Folgen seiner Trunksucht erlegen, nachdem er zahlreiche jüdische Kollegen bei der SA denunziert und ins Verderben gestürzt hatte.
Am 13. Juni 2025 wurde auf der Bodinusstraße in Köln-Riehl, Olga Oppenheimers letztem freiwillig gewählten Wohnort, ein Stolperstein für die Künstlerin verlegt. Trotz glühender Hitze waren viele, die ihrer gedachten, anwesend, darunter auch eine Enkelin, eine Urenkelin und ein Urenkel. Die Enkelin Julia Worringer las zum Schluss einige bewegende Zeilen aus einem Gedicht von Gertrud Kolmar.
[1] Schwester Veronika Dreymüller im Gespräch mit Barbara Stewen am 14. 7. 2025
[2] Bestand 426,006 Nummer 22694
[3] https://frauenstadtplan.koeln/olga-oppenheimer/
[4] U.a. im Wikipedia-Artikel über Olga Oppenheimer
Vortrag von Angelika Hensgen über Hilde Rubinstein
1904 in Augsburg als Tochter eines ukrainisch-jüdischen Ingenieurs und einer bayrischen Jüdin geboren, kam Hilde Rubinstein nach dem Ersten Weltkrieg nach Köln, wo ihrem Vater eine gehobene Stellung bei der Deutz-AG angeboten worden war. Den Umzug hat sie nicht bedauert, denn in Augsburg waren sie und ihre Geschwister oft schikaniert worden, weil sie „Russen“ oder „Juden“ waren.
Nach dem Abitur begann sie ein Studium bei Ferdinand Nigg an den Kölner Werkschulen, einem aus Liechtenstein stammenden Kunstgewerbelehrer, der als sehr progressiv galt und eine Reihe von Meisterschülerinnen hatte. Ein Jahr später bewarb sie sich um die Aufnahme ins Weimarer Bauhaus, wobei sie selbstbewusst in ihren Lebenslauf schrieb: „Übrigens bin ich Jüdin!“
Doch dort gefiel es ihr nicht, vermutlich, weil ihr Lehrer, Johannes Itten, eine pseudo-hinduistische Philosophie vertrat, in der nur „arische Künstler-Mönche“ einen Platz hatten. Sie kehrte zurück nach Köln, wo sie bald sehr erfolgreich wurde: sie erhielt ein Auslandsstipendium nach Paris, hatte eine Ausstellung in der Jüdischen Gemeinde und bekam Illustrationsaufträge für renommierte Zeitschriften wie den „Querschnitt“, die „Jugend“ und die „Literarische Welt“. Sie ging auch viel ins Theater und ließ sich von Bertolt Brecht, der damals häufig in Köln war, zu eigenen Stücken inspirieren: „Winterkrieg“ und „Es war einmal ein treuer Husar“, beide hochpolitisch und von Brecht als „wunderbar chaotisch“ gelobt.
Nach einer gescheiterten Ehe mit einem Physiker ging Hilde Rubinstein 1929 nach Berlin, wo sie sich alsbald der KPD anschloss. Im November 1933 wurde sie verhaftet. Wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, ein Vorwand, unter dem man unzählige Menschen vor Gericht brachte, Kommunisten, Freidenker, bekennende Christen oder Sozialdemokraten. Sie blieb, zwangsweise getrennt von ihrer kleinen Tochter Barbara, die bei der Großmutter in Köln aufwuchs, bis 1935 in Haft und schrieb erschütternde Gefängnistagebücher, heute, wie das meiste von Hilde Rubinstein, nur noch antiquarisch zu haben. Danach begann ein unstetes Leben zwischen Köln, Brüssel, Amsterdam und Stockholm. Ihren Lebensunterhalt finanzierte sie als Porträtmalerin, Haushaltshilfe und Kellnerin.
Als sie 1936 in die Sowjetunion fuhr, um ihren Bruder Fritz zu besuchen, der als überzeugter Kommunist dorthin emigriert war, kam sie erneut in Haft. Diesmal wegen des Verdachts, ein „trotzkistischer Kurier“ zu sein, was unter Stalin unzähligen Menschen vorgeworfen wurde, die mit dem Kurs seiner Partei nicht einverstanden waren. Sie kam wieder in ein Frauengefängnis, schrieb wieder Gefängnistagebücher, rechnete bis zum Schluss mit einem stalinistischen Schauprozess, der Deportation nach Sibirien oder gar ihrer Exekution. Doch im November 1937 ließ man sie frei, mit dem Ziel, sie an die Deutschen auszuliefern, wie man es schon mit ihrem Bruder getan hatte, der von der Gestapo nach Sachsenhausen gebracht wurde und dort unter ungeklärten Umständen starb. Doch Hilde Rubinstein ließ sich nicht ausliefern. Sie ergriff die Flucht, über Polen und Lettland nach Schweden, wo sie ihre Tochter Barbara wiederfand, die von Freunden in Obhut genommen worden war. Das Kind und sie selbst waren also gerettet. Ihre Mutter nicht. Alle Versuche, sie nach Schweden zu holen, scheiterten am Widerstand der dortigen Behörden, die eine Einreisegenehmigung ablehnten. 1941 kam die Mitteilung, dass sie nach Polen verzogen sei. Wo und wann genau sie gestorben ist, hat Hilde Rubinstein nie erfahren.
In diesen Jahren wuchs ihre innere Isolation immer mehr, sie fühlte sich „wie ein toter Fisch, auf Eis gebettet“. Immerhin lernte sie die schwedische Sprache so perfekt, dass sie darin schreiben konnte. Sie begann auch wieder zu malen und nahm an verschiedenen großen Ausstellungen teil.1951 dann ein scheinbarer Durchbruch. Mit ihrem Roman „Menehat“ oder „Atomdämmerung“, auf Schwedisch geschrieben. Er entstand vor dem Hintergrund der amerikanischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945, als der Zweite Weltkrieg schon fast zu Ende war. Hauptfigur ist der junge Maler Robert, der sich aufmacht, um nach seiner Mutter zu suchen. Sie soll in „Menehat“, einer Phantasiestadt, verschollen oder verstorben sein. Er findet dort Straßenzüge, die völlig verwaist sind, keinen Laden, keine Fahrzeuge, kein Fleckchen Grün, nur verstümmelte Menschen, scheu wie Katzen, die „Gleichgültigkeitspillen“ schlucken, um das Elend um sie herum zu ertragen. Ärzte, die an Mengele erinnern, tauchen auf. Sie wollen das Modell Menehat auf die ganze Welt übertragen, eine Welt, in der nur die Stärksten und Schönsten überleben sollen, ganz nach dem Hitler‘schen Zucht- und Rassegedanken.
In Schweden gewann der Roman viele Preise und wurde in hohen Auflagen gedruckt. In Deutschland blieb er fast wirkungslos. Bei Kiepenheuer und Witsch sagte man ihr, es sei nicht gut, dass in Zeiten des Wirtschaftswunders und des kalten Krieges jemand wie sie – gemeint war wohl: eine Jüdin, eine Frau, eine Kommunistin – sich derart pazifistisch und anti-imperialistisch äußere. Andere Werke erschienen später in Ostberliner Verlagen, z.B. „Tiefgefrorenes Reh“, eine Sammlung von Theaterstücken, Prosatexten und Gedichten.
Im titelgebenden Theaterstück übt Hilde Rubinstein bittere Kritik an der Fortschrittsgläubigkeit der großen Industrienationen, die sich trotz schmelzender Gletscher, tauendem Permafrost, Überflutungen und Bränden nicht belehren lassen, an die Umwelt zu denken, sondern nur an die „großen ökonomischen Werte“, die auf dem Spiel stehen. Selbst, als ganze Familien im Bunker sitzen, weil sich im überhitzten Draußen nicht mehr atmen lässt, glauben die Hauptfiguren, amerikanische Mittelständler, immer noch, dass das Ganze nur ein Spuk sei, der sich bei Whisky und tiefgefrorenem Reh überleben lasse.
Hilde Rubinstein machte 1983, mit fast achtzig Jahren, noch einmal den Versuch, nach Deutschland zurückzukehren. Sie mietete eine kleine Wohnung in Berlin-Lankwitz, deren Regale von unveröffentlichten Manuskripten überquollen. Doch es hielt sie nicht in der Bundesrepublik, weil sie sich einfach nicht mehr wohl fühlte, wenn sie die Zeitungen las oder hörte, was in ihrer Umgebung gesprochen wurde:
„Nicht nachtragend“ habe man zu sein als Naziopfer. Gebe es ein „nachtragenderes Nachtragen“ als das jener Leute, die es nicht müde würden, sich und andere an jedem Karfreitag daran zu erinnern, dass Juden ihren Erlöser ans Kreuz geschlagen hätten? Das sei platterdings die Höchstleistung an „Nachtragen“ und die wesentliche Ursache für alle Pogrome, einschließlich des Holocaust.
Nach ein paar Jahren ging sie wieder zurück nach Schweden, wo sie, 93 Jahre alt, in einem Pflegeheim starb. Die Akademie der Künste in Berlin verwahrt ihren Nachlass, der noch immer auf eine sorgfältige Edition wartet. Ihre Bilder sind größtenteils verschollen. Keine große bundesdeutsche Zeitung brachte einen Nachruf auf sie.
Lesung am 10. Oktober in der Agneskirche
„Schlimmstenfalls wird alles Wut?“
Begrüßung: Peter Otten
Moderation: Eva Weissweiler
Mit Texten von:
Brigitte Jünger: Busse und Brote
Regina Schleheck: Mauer-Schau
Manfred Theisen: Der Engel
Angelika Hensgen: Liebe Frau Dr. Wohlgemuth!
Barbara Stewen: Nie wieder!
Bert Brune: Wieder bei Klaus
Christian Linker: Grabt da, wo die Disteln stehen!
Einführung durch Eva Weissweiler

Als wir im letzten Jahr zu einer Lesung in der Agneskirche aufriefen, wählten wir, einem Filmtitel von Rainer Werner Fassbinder folgend, das Motto „Angst essen Seele auf!“ In unserer Ausschreibung, die wir unter Schriftstellerkollegen und Laien verteilten, hieß es:
„Pandemie, Krieg, Energiekrise, Klimakrise, Inflation, Hunger, Flucht, Existenznöte – das alles hat Spuren in unseren Seelen hinterlassen. Der VS Köln lädt dazu ein, sich in Gedichten, Kurzgeschichten, Aphorismen, Skizzen und Gedankensplittern mit der Frage auseinanderzusetzen: Wie überlebe ich in Zeiten der Krise? Was kann ich der Angst entgegensetzen, damit sie nicht meine Seele aufisst?“
Eigentlich, dachten wir, es könnte kaum schlimmer kommen. Doch als wir am 13. Oktober 2023 hier in Sankt Agnes standen, war es gerade sechs Tage her, dass ein neuer Krieg im Nahen Osten begonnen hatte, der bis heute ungezählte Opfer gekostet hat und dessen Ende so wenig abzusehen ist wie das des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
Unterdessen rückt Europa bedenklich nach rechts, wie die letzten EU-Wahlen gezeigt haben. Aber auch in Deutschland haben viele Menschen das Gefühl, dass sie den etablierten Parteien nicht mehr vertrauen können, weil sie sich nicht mehr verstanden und vertreten fühlen, weil sie Zukunftsangst haben, die sie anfällig für Hass und Rassismus macht, vielleicht auch, weil sie in der Religion keinen Halt mehr finden.
Steht Europa, wie es kürzlich in der Süddeutschen Zeitung hieß, schon am Abgrund? Helfen nur noch Phrasen? Hilft nur noch Wut? Hoffentlich nicht! Deshalb haben wir alle, die Freude am Schreiben haben, auch dieses Mal zu eingeladen, uns Texte zu schicken, die Mut machen, die von Freiheit, Gerechtigkeit und Toleranz handeln, von gesundem Widerstand, von kritischem Nachdenken über das „Nie Wieder“, von offener Diskussionskultur, von einer Welt, die auch in Zukunft noch lebenswert ist.
Das Motto der diesjährigen Lesung – „Schlimmstenfalls wird alles Wut?“ – stammt übrigens nicht ganz von uns selbst, sondern aus einem Gedicht von Hans-Ulrich Treichel, in dem es heißt:
„Schlimmstenfalls wird aufgeräumt
In Herz und Seele, Aug und Ohren.
Schlimmstenfalls ist ausgeträumt,
Was wir wollten, längst verloren.
Schlimmstenfalls geht alles schneller.
Auf jeden Biss ein leerer Teller.
Schlimmstenfalls fehlt uns der Mut
Schlimmstenfalls wird alles gut.“
Kundgebung des KulturNetzKöln gegen die drohenden Kürzungen im städtischen Kulturhaushalt
Stellungnahme/Presseerklärung
Kunst und Kultur brauchen unsere Stimme!
Für den 1. Oktober 2024 um 14 Uhr ruft die Freie Kulturszene Kölns alle Künstler*innen, Veranstalter*innen und Kulturschaffenden aller Gewerke zur Demo auf dem Theo-Burauen-Platz auf, um anlässlich der Ratssitzung ein deutliches Zeichen gegen die existentielle Bedrohung der professionellen Kunst- und Kulturszene in der Stadt zu setzen. Wenn die für die kommenden Jahre in Stadt, Land und Bund geplanten Haushaltskürzungen in der Kultur wirklich durchgesetzt werden, stehen viele freie Institutionen und Gruppen, Künstler*innen und Projekte vor dem Aus. Eine tragende und über Jahrzehnte gewachsene Säule des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens der Stadt würde damit massiv und nachhaltig beschädigt.
Die freie Kunst- und Kulturszene macht die Stadt mit hervorragenden künstlerischen Leistungen, der Vielfalt und Kreativität ihrer Projekte und einem enormen bürgerschaftlichen Engagement lebendig und lebenswert. Sie fördert kulturelle Bildung und gesellschaftliche Prozesse, produktive lokale Netzwerke und nachhaltige internationale Kooperationen – und trägt damit einen großen Teil zur Wahrnehmung Kölns als herausragendem Kulturstandort in Deutschland bei. Gerade die Initiativen der freien Kulturszene haben Köln als kreative und pulsierende Stadt weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht. Sie dürfen nicht gefährdet werden. Einen neuen Provinzialismus können und wollen wir uns nicht leisten!
Die freie Kunst- und Kulturszene:
- besteht aus insgesamt ca. 10.000 Künstler*innen und Kulturschaffenden
- organisiert über 60 % der Kulturveranstaltungen in Köln
- erreicht damit jedes Jahr weit über eine Million Menschen
- leistet wesentliche Beiträge zu künstlerischen und gesellschaftlichen Diskursen weit über die Grenzen der Stadt hinaus
- ist ein Schlüsselakteur von Stadtgesellschaft und Stadtentwicklung, kultureller Teilhabe und gesellschaftlicher Integration
- akquiriert zur Ermöglichung dieses Beitrags zum Kölner Kulturleben finanzielle Mittel von Land, Bund, EU, Stiftungen, Privat- und Firmensponsoren im zweistelligen Millionenbereich (aktuelle Schätzung KulturNetzKöln: 15–20 Millionen EUR/Jahr).
Trotz dieses immensen Beitrags wird die freie Kunst- und Kulturszene von der Stadt jährlich mit gerade einmal 5 % des städtischen Kulturetats unterstützt (ca. 12 Millionen EUR/Jahr, ohne Soziokultur). Das entspricht etwa 1 % der Kosten für die Renovierung der Oper (aktuelle Prognose 1,454 Milliarden EUR, Tendenz steigend) oder 0,2 % des gesamten städtischen Haushalts (2024: 5,9 Milliarden EUR). Die städtischen Mittel ermöglichen eine große Vielfalt an Festivals, Veranstaltungen, Produktionen, Ensembles und Orten in den Bereichen Film und Medien, Literatur, Musik, Theater und Tanz, Zirkus, Bildende Kunst, Inklusion und Teilhabe sowie Pop- und Clubkultur.
Die oben genannten Zahlen machen deutlich, dass die freie Kunst- und Kulturszene nicht nur die Lebensqualität und Attraktivität der Stadt, sondern auch den Wirtschaftsstandort Köln stärkt und ein wichtiger Teil der Stadtentwicklung ist. Ein im August veröffentlichtes Positionspapier des Städtetages NRW betont, dass „Kunst und Kultur entscheidend im Wandel unserer Innenstädte sind. Sie schaffen Orte der Begegnung und des Erlebens und sind ein Schlüssel zur Entwicklung der Quartiere.“ All dies macht deutlich, dass eine aktive, ungeminderte und perspektivisch wachsende Kulturförderung und Unterstützung durch Kommune, Land und Bund eine unverzichtbare Investition in die Zukunft der Stadt ist.
Ein breites und wachsendes Bündnis aus Interessenvertretungen, Kulturinstitutionen, Initiativen und Einzelakteur*innen der Freien Szene kämpft deshalb gemeinsam für eine starke Kultur, eine unverminderte Kulturförderung, eine faire und nachhaltige Finanzierung der Freien Szene, ein engagiertes Kulturamt und eine vorausschauende Kulturpolitik – damit Köln auch in Zukunft als herausragender Kulturstandort erhalten bleibt.
Der Kölner Stadtanzeiger berichtet in seine Ausgabe vom 12. September 2024 :
Übersetzer kritisieren Kölner Verlag
Bastei Lübbe hat seine Gewinne fast verdoppelt – Übersetzer, die für den Verlag arbeiten, fordern mehr Geld
von Anna Friedrichs
Köln – Am Mittwoch hat der Kölner Verlag Bastei Lübbe seine Aktionäre zur Hauptversammlung in den Kölner Mediapark geladen. Das Geschäftsjahr 2023/2024 lief so gut, dass der Verlag sogar seine bereits angehobene Ergebnisprognose übertraf. Während sich die Anteilseigner über eine Dividende von 30 Cent pro Aktie freuen konnten, protestierten vor der Tür Literaturübersetzer. „Eure Rendite geht auf unsere Kosten“, stand auf einem Schild.
Übersetzerin Janine Malz ist aus München angereist. Sie hatte sich schon vor einem Monat auf dem Karrierenetzwerk Linkedin zu niedrigen Honoraren geäußert. Damals veröffentlichte sie eine Nachricht einer Bastei-Lübbe-Lektorin, die sie für die Redaktion einer KI-Übersetzung anfragte. Es ging um eine Romanreihe aus den Niederlanden, die als E-Book erscheinen sollte. Fünf Euro pro Seite sollte sie dafür bekommen, ein übliches Übersetzungshonorar liegt bei rund 20 Euro. „Ich sollte auch keinen Übersetzungsvertrag erhalten, sondern nur einen Redaktionsvertrag. Mir fiel die Kinnlade herunter“, sagt Malz.
Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärt Simon Decot, Programmvorstand von Bastei Lübbe, die KI-Strategie des Verlags: „Wir setzen generell in unserem Haus keine KI für die Übersetzung unserer Bücher ein. Für alle unsere Printprodukte werden Übersetzer beauftragt, daran wollen wir auch nichts ändern“, sagt er. Bei Büchern, die ausschließlich online erscheinen, ist das anders. „Mit einer Handvoll Manuskripten probieren wir aus, ob und wie sinnvoll der Einsatz von KI-Übersetzungen generell ist. Wir versprechen uns davon, Erfahrung mit der Technik zu gewinnen und anschließend den Prozess zu bewerten, ob wir mit einer KI-gestützten Übersetzung neue Geschäftsfelder erschließen können, die wir sonst nicht angegangen wären.“
Der vollständige Artikelfindet sich hier.
Kundgebung vor dem DuMont Haus
Noch am Tag der Kundgebung am 10.7.2024 berichtet der WDR über die Streikkundgebung bei der auch ver.di-Chef Frank Werneke sprach.
„Köln: Erneute Streikkundgebung vor dem DuMont Haus
Stand: 10.07.2024, 16:43 Uhr
Mitarbeitende des Bundesanzeiger Verlags streiken seit mittlerweile mehr als 50 Tagen für bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen. Heute hat der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke die Streikenden besucht.
Rund 150 Beschäftigte des Bundesanzeiger Verlags haben sich am Mittag vor dem DuMont Gebäude in der Amsterdamer Straße versammelt. Mit lauten Rufen und Kundgebungen wollen die Beschäftigten erneut auf die Forderungen nach einem Tarifvertrag aufmerksam machen….“
Der vollständige Bericht einschließlich eines Videos findet sich hier:
Ein ausführlicher Bericht findet sich auch auf der Homepage von Ver.di. Dort auch der link zu einem Video auf YouTube.

Fotoimpressionen vom Heinrich-Heine-Abend am 12.12.2023










„Angst essen Seele auf? – Über-Leben in Zeiten der Krisen“
Gruppenlesung in der Kirche St. Agnes, Köln, am 13. Oktober 2023
Die Lesung war trotz des vermeintlichen „Unglücksdatums“ ein voller Erfolg. Unsere Werbung per E-Mail und in den sozialen Medien, aber auch die brennende Aktualität des Themas hatten zur Folge, dass über siebzig ZuhörerInnen kamen, von denen die meisten bis zum Schluss blieben, obwohl das Programm lang und anspruchsvoll war. Nach einer Begrüßung durch Peter Otten, den Pastoralreferenten, der unsere Arbeit wie immer zuverlässig und engagiert unterstützte, traten insgesamt acht AutorInnen auf, von denen vier nicht aus dem Kreis des VS stammten. Sie waren durch Flyer und persönliche Ansprache eingeladen worden, etwas zu dem Thema zu schreiben, unter welchem Aspekt und in welcher literarischen Form auch immer. Das Ergebnis war vielfältig und überraschend: Es gab Lyrik, Kurzgeschichten und Satiren zu hören, tagebuchartige Impressionen und Kommentare zur sog. Flüchtlingsdebatte, die an Schärfe und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließen.

Wie waren Ihre letzten Tage? Ein wenig Sonne getankt? Gut gegessen? Vielleicht irgendwo einen kleinen Bummel unternommen, ein Schnäppchen ergattert – oder ein gutes Buch gelesen? Und hoffentlich weit und breit keinen Flüchtling gesehen. Wie schön für Sie. Möglicherweise haben Sie sich Gedanken über Ihre Zukunft gemacht. So wie ich. Mein Plan: Ich würde gerne Schlepperin werden. (Gabriele Gillen: Zukunftsperspektiven)
Andere Texte befassten sich mit Themen wie Corona, Homophobie, Energiekrise, Inflation, sozialer Vereinsamung, Rechtsradikalismus, dem Ukraine-Krieg und konkreten Existenznöten, die in dieser Zeit nicht nur uns SchriftstellerInnen heimsuchen. Dass die politische Realität uns sozusagen überrollen würde, ahnten wir bei der Vorbereitung noch nicht. „Ein wichtiger Abend, der gut getan hat – nach einer krassen, angstvollen Woche“, fasste Peter Otten mit Blick auf den Krieg in Israel und dem Gaza-Streifen zusammen. Nach dem offiziellen Programm gab es, ganz biblisch, Wein und Brot im Vorraum der Kirche, wobei intensiv weiter diskutiert wurde.

Es lasen: Sabine Schiffner, Frank Stuckardt-Feierabend, Peter Otten, Barbara Stewen, Andrea Hack und Andrea Laska. Ein Text von Christian Linker, der kurzfristig absagen musste, wurde von Peter Otten vorgetragen, der gemeinsam mit Eva Weissweiler durch den Abend führte.
Veranstaltung zu Hilde Rubinstein

Zur Collage vom 13.5.23
Links von oben nach unten: Ruth Zimmermann, Gesang; die Kölner Autorinnen Angelika Hensgen und Eva Weissweiler; Henry Bleicher, Vorstand HMG und Mitorganisator von verbrannt&verbannt – rechts: Hilde Rubinstein; Peter Dilling, Kontrabass; Wilfried Bellinghausen, Vibraphon/Percussion.
Ein Gedicht von Hilde Rubinstein:
Die Leute von heute
sind im Bilde.
Sie sprechen beiläufig von:
Zerstörungsqualität
Waffenfamilie
Kriegspotential
Neutronenwaffen
Professionalismus der
Seestreitkräfte…
Andere Leute von heute
sind primitiver und
zugleich bis zur Lethargie
blasiert – noch nie gewesene
Kombination!
Jeder Haifisch aus Plastik
oder Menschenaffe oder
Skorpion erregt sie dermaßen,
dass einige weibliche Beschauer
hinterher zum Doktor müssen.
Das Bildnis der Erde aber – des TELLUS –
unserer Heimstätte –
zum ersten Mal im Geschehenen
als schwebende Kugel wahrnehmbar:
dieses Außerordentliche und wirklich
ganz Große: Unsere Erde im Weltall –
lässt sie ihren Gummi weiterkauen und
allenfalls nach dem Preis der Kamera
fragen, die das da
knipste …
Nachfolgend Ausschnitte aus dem Vortrag von Eva Weissweiler und Angelika Hensgen:
Liebe Freundinnen und Freunde,
die meisten von Ihnen werden den Namen „Hilde Rubinstein“ noch nie gehört haben oder bestenfalls mit Berühmtheiten wie dem Pianisten Arthur Rubinstein oder Helena Rubinstein, die Pionierin der Kosmetik-Branche, assoziieren. Tatsächlich war Hilde Rubinstein eine ganz besondere Malerin, Lyrikerin, Dramatikerin und Prosa-Autorin, die immerhin 93 Jahre lang, von 1904 bis 1997, gelebt hat, ohne dass die Literaturgeschichtsschreibung auf sie aufmerksam geworden wäre.
Bevor ich auf die möglichen Gründe für diese Ignoranz eingehe, möchte ich zusammen mit meiner Kollegin und Freundin Angelika Hensgen etwas aus ihrem Leben erzählen.
1904 in Augsburg als Tochter eines ukrainisch-jüdischen Ingenieurs und einer bayrischen Jüdin geboren, kam sie nach dem Ersten Weltkrieg nach Köln, wo ihrem Vater eine gehobene Stellung bei der Deutz-AG angeboten worden war. Sie scheint den Umzug nicht sehr bedauert zu haben, denn in Augsburg und Hannover, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte, waren sie oft gehänselt und schikaniert worden, sei es, weil sie „Russen“ oder weil sie „Juden“ waren:
Angelika:
Als der Krieg kam – ich meine den von 1914 – durften Fritz und ich plötzlich nicht mehr zur Schule gehen, und Mama durfte nicht mehr mit der kleinen Berta spazieren gehen, und Papa durfte nicht mehr zur Fabrik gehen. Das Letztere war das Schlimmste, weil Papa so schrecklich traurig aussah, wenn er – die Hände auf dem Rücken – im Zimmer hin und her ging. Manchmal blicke er sehnsüchtig auf die Straße hinunter. Da unten standen einige Kerls, drohten mit den Fäusten und schrien:
„Verdammtes Russenpack!“
„Die glauben, du willst die große Brücke sprengen!“ rief Mama und warf sich aufs Bett und weinte.
„Brücke sprengen? Unsinn! Das können sie nicht glauben, wir leben schließlich nicht im Mittelalter!“
„Doch! Frau Schmittke hat es gesagt! Und die glauben auch, Onkel Jakob hat eine Höllenmaschine bei sich!“
„Onkel Jakob?“
„Ja, in der kleinen Schachtel, wo er Tabak drin hat.“
Nach einem Monat bekamen wir den Bescheid, dass wir deutsche Mitbürger geworden waren. Ich war sehr froh, dass ich nun kein russisches Kind mehr war. Aber war ich das denn gewesen? Wir sprachen ja nicht Russisch zu Hause, und ich war auch nicht in Russland geboren, sondern hatte mein ganzes Leben hier im Land verbracht.













