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Viele verdienen wenig

Nur 5,7 % der Autor*innen in Deutschland können ausschließlich vom Schreiben leben

„Kannst du denn vom Schreiben leben?“ Dies ist die wohl meistgehörte Frage, wenn sich Schriftsteller*innen anderen Menschen vorstellen. Auf diese Frage können in Deutschland nur 4.304 Autor*innen mit „Ja!“ antworten, wobei auch davon lediglich 1.802 Autor*innen ohne Existenznot und mit mehr als 50.000 € Jahreseinkommen brutto leben. Dies wurde nun in einer auf amtlichen Statistiken beruhenden Einkommensstudie herausgearbeitet.

Für eine konkrete Analyse der Einkommensstruktur von Autor*innen in Deutschland hat der Verband deutscher Schriftsteller*innen (VS in ver.di) bei Michael Söndermann (Büro für Kulturwirtschaftsforschung, Köln) einen Datenreport zur Einkommenssituation von Autor*innen in Auftrag gegeben. Der Report nutzt Daten aus der Einkommenssteuerstatistik, Umsatzsteuerstatistik, Statistik der Künstlersozialkasse sowie der Beschäftigungs- und Entgeltstatistik. Die Grundlage bilden Zahlen aus dem Jahr 2019, die, wenn vorhanden, durch aktuellere Daten ergänzt wurden.

Die Studie zeigt, was viele Branchenkenner*innen schon lange ahnen: Wer vom Schreiben leben will, wird enttäuscht. Der Anteil der Autor*innen, der über ein auskömmliches Jahreseinkommen verfügt, ist gering. Viele Autor*innen sind gezwungen, neben ihrer freiberuflichen künstlerischen Tätigkeit weitere Verdienstmöglichkeiten wahrzunehmen, beispielsweise eine abhängige Beschäftigung gegebenenfalls auch in einem „fachfremden“ Bereich. Nur ein mit hybrider Erwerbstätigkeit verbundener Einkommensmix sichert den eigenen Lebensunterhalt. Dem gegenüber stehen wenige gutverdienende Autor*innen als eine extreme Minderheit.

„Kaum jemand kann vom Schreiben leben. Der hohe Umsatz, der in der Branche erzielt wird, verteilt sich nicht auf die Autor*innen. Die Politik muss eine Regelung finden, um angemessene Honorare auch in künstlerischen Berufen in Selbständigkeit zu ermöglichen. Dies kann in einem ersten Schritt erreicht werden über eine strukturelle Verlagsförderung, die angemessene Honorare und verhältnismäßige Beteiligungen für Autor*innen zur Fördervoraussetzung macht. Dies kann auch über eine Anpassung des Urheberrechts geschehen, in der die Verhältnismäßigkeit einer angemessenen Vergütung verbindlich geregelt wird“, sagt Lena Falkenhagen, Bundesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller*innen (VS in ver.di).

Laut Söndermann können 5,7% der Schriftsteller*innen ausschließlich von ihrem aus der Autorentätigkeit erarbeitenden Einkommen leben. Dieser Anteil wird etwas besser, wenn man andere selbständige Einkünfte hinzunimmt: dann können 11,3 % der Schriftsteller*innen dank ihrer hybriden Erwerbstätigkeit überwiegend von ihren als Schriftsteller*in erzielten Einkünften leben.

Wichtig zum Verständnis der Zahlen der gesamten Studie ist, dass in den Steuerstatistiken nicht sauber zwischen den schriftstellerischen Formaten der Autor*innen differenziert werden kann. Auch nach dieser Studie wissen wir also nicht, ob das Einkommen der Autor*innen mit Belletristik, Lyrik, Fach-/Sachbüchern, Drehbüchern oder aber Computerspielen erzielt wird. Diese unterschiedlichen Einkommensarten weisen große Diskrepanzen in den Jahreseinkommen auf: Drehbuchautor*innen z.B. verzerren die Statistiken mutmaßlich nach oben, Lyriker*innen nach unten.

„Mit Blick auf die Branche und im Vergleich zu den Zahlen aus der Künstlersozialkasse gehe ich davon aus, dass etwa zwei Drittel der Gruppe der „Schriftsteller*innen“ mit überwiegend selbständigen Einkommen“ auf die etwas besserverdienenden Drehbuchautor*innen entfallen. Die Prozentzahlen müssen also noch auf ein Drittel reduziert werden, um selbständige Buchschriftsteller*innen zu fassen“, vermutet Lena Falkenhagen.

Daher fordert der Verband deutscher Schriftsteller*innen (VS in ver.di) ein Kulturberufe-Monitoring, um politischen Handlungsbedarf zur Stärkung selbständig tätiger Schriftsteller*innen und anderer Kunstbereiche analysieren zu können.

Pressemitteilung des VS in ver.di vom 14.Oktober 2024

Der umfassenden Datenreport über das Einkommen der Autor*innen in Deutschland kann hier geladen werden.

 

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